Nach Ankunft in Beijing stehen wir, noch ein bisschen muede, bereits um 8 Uhr an der noch geschlossenen Kasse der verbotenen Stadt. Morgenstund hat Gold im Mund, sagen wir uns. Eine gute Entscheidung, denn bereits jetzt zeigt sich, dass wir bei Weitem nicht die einzigen sind, die den beeindruckenden Kaiserpalast sehen wollen. Mit Audioguide bewaffnet, machen wir uns auf Erkundungstour. Wir kommen uns dabei wie Supertouris vor, doch die Erlaeuterungen sind teilweise sehr aufschlussreich. Nur haetten wir uns mehr Informationen erhofft, wer hier wie gelebt hat... (Diese Luecke fuellen wir Tage spaeter, als wir uns den Film: "Der letzte Kaiser ansehen". Speziell die eigenen Bilder mit den Filmbildern zu vergleichen).
Das Areal ist riesig und es liesse sich hier ein ganzer Tag verbringen, urploetzlich ueberkommt uns aber Muedigkeit, vorallem als wir sehen wie viele Menschen sich im wunderschoenen Palastgarten tummeln... Doch den Blick auf dieses Paradies lassen wir uns dennoch nicht nehmen.
Auf dem Nachhauseweg lassen wir die gigantischen Plaetze, den beeindruckenden Drachenthron, die vielen, begruenten Gassen und den schoenen Drachenreliefstein Revue passieren. Den bleibensten Eindruck hinterlaesst jedoch die geschichtstraechtige Atmosphaere.
Ein weiteres Highlight ist der Besuch des Olympiagelaendes. Unvorstellbar, was hier alles, sprichwoertlich, aus dem Boden gestampft wurde! Die Bauten sind in Schuss, alles ist sauber und an seinem Platz, Kameras erfuellen ihren Dienst nachwievor, die Busse fahren Fussmuede umher und trotz grosser Hitze tummmeln sich viele Besucher auf dem Gelaende. Kurzum, man koennte meinen die Olympiade sei in vollem Gange. Und fast laesst sich ein Knistern in der schwuelen Luft ausmachen...
Als wir dann vor dem Bird's Nest stehen ueberkommt uns beinahe ein wenig Nationalstolz (nur beinahe!), der Bau ist noch beeindruckender als auf den Fotos! Von Weitem scheint er leicht und fast transparent, von Nahem wuchtig und schwer, gigantisch gross und von ueberall sichtbar. Aber auch die Schwimmhalle erregt unsere Aufmerksamkeit. Die blauen Blasen erscheinen ausserst plastisch und man moechte sie am liebsten anfassen!
Der Besuch der grossen Mauer in Beijing ist ein Muss! Wir haben das Glueck, dass aus einem Muss ein wirklich individuelles und unvergessliches Erlebnis wird und kein Abhacken einer weiteren Sehenswuerdigkeit mit Tausenden anderen.
In unserer Jugendherberge buchen wir eine Tour um die Mauer in Huanghua zu besichtigen, hier soll die Mauer wild, rau und urspruenglich sein und nicht allzu viele Besucher verirren sich hierher, genau was wir wollen.
Als wir dann um die vereinbarte Zeit beim Treffpunkt erscheinen sind wir erstaunt nicht mehr Wartende anzutreffen. Noch erstaunter sind wir, als Clement, unser Guide, nur uns zwei zum Auto fuehrt. Wir sahen uns schon mit zig anderen in einen grossen Reisebus einsteigen, stundenlang warten undundund... Clement klaert uns auf. Er habe uns in unserem Zimmer anzurufen versucht, anscheinend um nochmals unsere Bestaetigung zu erhalten, wir glauben jedoch eher um die Tour abzusagen, da es mindestens 3 Teilnehmer braucht. Zu diesem Zeitpunkt waren wir jedoch bereits in einem anderen Hotel und er konnte uns somit nicht erreichen, dies bescherte uns also eine Privattour. Perfekt!
Zuerst gilt es den Wochenendstau aus der Stadt zu durchqueren, was ziemlich viel Geduld erfordert. Als dies geschafft ist nutzen wir die Fahrt um uns mit Clement zu unterhalten, dabei erfahren wir viel Interessantes, teilweise aber auch Erschreckendes ueber das Leben in China. Beispielsweise, dass es fuer Chinesen praktisch unmoeglich ist ausserhalb Chinas zu reisen. Chinesen brauchen eine Bewilligung der Behoerden, muessen Nachweisen koennen, dass sie ueber genuegend Geld auf der Bank verfuegen und duerfen wenn, dann nur in einer Gruppe reisen. Der Reisepass wird dabei abgegeben. Nicht zum ersten und vermutlich auch nicht zum letzten Mal wird uns bewusst, wie unglaublich privilegiert wir sind!
Nach einem sehr guten und reichhaltigen Essen in einem kleinen Restaurant auf dem Land, machen wir uns auf die Mauer zu erkunden, welche gerade hinter dem Restaurant beginnt. Es ist schwuel-heiss und bereits nach Sekunden klebt uns alles am Koerper, doch das Gefuehl auf DER Mauer zu sein, ist schlicht ueberwaeltigend! Wir wandern auf 180 Mio. m3 gestampften Lehms teilweise sehr steile Treppen und Rampen aufwaerts und haben immer wieder spektakulaere Ausblicke. Was wir bereits anfangs erahnt haben bestaetigt sich nun: wir sind ganz alleine auf der Mauer! Weit und breit ist niemand zu sehen!
Wir geniessen das Gefuehl alleine mit diesem eindrucklichen Bauwerk zu sein, schiessen unzaehlige Fotos und durchqueren die vielen Wachtuerme. Die Sicht koennte besser sein, aber auch schlechter (wie wir im Nachhinein von anderen Reisenden erfahren). Immerhin sehen wir wie sich die Mauer auf der anderen Seite ins Unendliche schlaengelt. Klatschnass erreichen wir schliesslich den obersten Punkt, zum ersten Mal, seit wir in China sind, sind wir wirklich alleine! Und das auf einer der meistbesuchten Sehenswuerdigkeit Chinas...
An Beijing fielen uns als erstes die Sauberkeit, die penible Ordnung, die gigantischen Bauten und die glitzernden Einkaufsstrassen auf. Irgenwie gibt sich die Stadt sehr weltmaennisch und so gar nicht chinesisch... Dieser Eindruck bestaetigte sich nur teilweise. Bei unserer Erkundungstour durch die Hutongs (chin. enge Gasse) endeckten wir ein verwunschenes Labyrinth aus einstoeckigen, baufaelligen Haeusern mit historischen Innenhoefen. Hier spielt sich das Leben ab! Es wird draussen gekocht, Gesellschaftspiele erregen die Gemueter, der Enkel wird spatzieren gefuehrt, Waesche wird zum Trocknen aufgehaengt und in kleinen Laeden wird alles moegliche verkauft.
Doch obwohl Beijing viel Kulturelles zu bieten hat und es auch sonst viel zu entdecken gibt, beruehrte uns die Stadt nicht.
@Papi: ja, es war wirklich toll, vorallem weil wir ganz alleine waren, damit hatten wir nicht gerechnet! Das ist wirklich unangenehm, hoffentlich wirds noch einmal ein bisschen warm bei euch. Hier, in Kunming ist es auf 2000 Meter mit 25 Grad sehr angenehm. Morgen gehts jedoch weiter nach Vietnam. Wir geniessen es und freuen uns auf das naechste Land. Hoffe dir gehts auch gut? Liebe Gruesse und eine stressfreie Zeit Sabine+Andy
Hallo ihr weltenbummler. Erstmalls steht Ihr also auf der chinesischen Mauer. Das muss ein erhabenes Gefühl gewesen sein. Es gibt wohl kein kulturhistorisches Denkmal mit einem vergleichbaren Ruf. Schön, dass ihr diese Zeit alleine geniessen konntet und nicht in Heerscharen von Touristen spazieren musstet. Geniesst die Tour. In der Schweiz ist am 3.9.09 der Herbst eingetroffen. Es ist nur 15 Grad warm und richtig unfreundlich. Was soll's der August 09 war um so schöner. Liebe Grüsse Papi Mehmann