Nach Stopps in den langweiligen Staedten Kompong Cham und Stung Treng wollen wir in die nordoestliche Provinz Rattanakiri, genauer nach Banlung. Doch die Anreise hats in sich!
Alles faengt gut an. Wir haben einen Platz im normal ueberfuellten Minibus mit gewohnt grosser Beinfreiheit, das Leuteeinsammeln dauert nicht laenger als sonst und die Strasse scheint gut zu sein. Zumindest bis wir eine vor uns stehende Autokolonne erblicken. Nichtsahnend steigen wir aus und sogleich wird uns bewusst, dass wir diese Stelle nicht so schnell passieren werden! Knietiefer, beige-brauner Schlamm macht die Strasse auf einer Laenge von mehreren hundert Metern unpassierbar, so scheint es uns zumindest. Mutige preschen von beiden Seiten vor, nur um sich dann inmitten des Morasts ausweichen zu muessen. Autos, Roller, Lastwagen aller Groessen schlingern, bleiben stecken, versuchen zu umfahren. Menschen steigen aus, waten durch den Schlamm oder setzen sich hin um zu warten. Wir freunden uns mit Nilu, einer Deutschen an, nach dem Motto: zusammen sind wir stark! Alle sind wir schockiert, als wir gar Moenche sehen, die den Abfall achtlos in die Natur werfen. Leid tun uns die Schweine, welche in kleinsten Kaefigen zusammengepfercht sind und vom Besitzer mit einer spitzen Stange gequaelt werden. Sie quitschen ohrenbetaeubend. Die Kolonne vor unserem Minibus wird immer kuerzer, was jedoch nicht heisst, dass alle Heil durchgekommen sind. Die meisten stecken mittendrin und kommen weder vor noch zurueck.
Voller Tatendrang prescht auch unser Fahrer vor. Alles kommt gut, er absolviert sogar ein erfolgreiches Ausweichmanoever und die Gefahr scheint gebannt...als es ploetzlich nicht mehr weitergeht, wir stecken fest! Wagemutig steigen wir zusammen mit allen anderen Maennern aus, entledigen uns unseren Flip Flops, krempeln die Hosen hoch und beginnen zu stossen. Dabei stehen wir, wie alle und alles tief im Matsch. Unser Bus beginnnt sich zu bewegen, mit vereinter Muskelkraft stossen wir noch einmal und tatsaechlich, er rollt und das nicht eben langsam! Nur einen Moment ruhen wir uns auf unseren Lorbeeren aus, schauen einen Moment nicht hin. Als wir den Blick wieder nach vorne richten sehen wir unseren Bus im Schlamm stecken. Diesmal schraeg und richtig tief, die Hinterraeder in der Luft! Und wir hatten uns bereits gefreut... Diesmal kommen wir mit unserem Schieben nicht weit, das sehen wir sogleich und suchen uns deshalb einen Schattenplatz. Wir beobachten das Geschehen und schliessen Wetten ab, wer's schafft und wer nicht. Die Kambodschaner sind die Ruhe selbst, es scheint nicht das erste Mal zu sein... Zum Glueck gibt es kein Vorbeikommen an unserem Gefaehrt und so ist relativ schnell ein Abschleppseil aufgetrieben. Toursiten bemitleiden uns, schiessen jedoch nur Fotos und glauben nicht, dass wir hier je wieder rauskommen. Wenn die wuessten! Das Seil wird befestigt, Andy ist als Beschwerer gefragt und er macht seinen Job gut, das Buessli bewegt sich aus dem Dreck. Schlammig steigen alle wieder ein und als waer nichts gewesen, brausen wir mit hoher Geschwindigkeit ueber die staubige Piste bis nach Banlung. Nachdem wir die Moenche beim Kloster ausgeladen haben, halten wir beim Star Guesthouse und beziehen ein durchschnittliches Zimmer. Eine Mama kocht uns ein Mittagessen und wir ueberlegen, was wir unternehmen wollen.
Vorerst nicht allzu viel, wir begnuegen uns mit einem Marktbummel und als wir aufgespannte, getrocknete Fughunde sehen, denken wir einmal mehr: andere Laender , andere Sitten... Um sich Banlung vorzustellen, ruft man sich am besten eine kleine, staubige Wildweststadt in Erinnerung. Zu sehen gibt es nicht allzu viel, aber die Natur der Umgebung laesst Schoenes erahnen. Wir machen, dem kambodschanischen BBQ sei Dank, eine neue kulinarische Erfahrung und schmieden Plaene fuer morgen.
Am naechsten Tag erleben wir viel, obwohl wenig geplant war. Mit dem Roller erkunden wir verschiedene Wasserfaelle, reiten spontan auf Arbeitselefanten mitten im Dschungel, besuchen den tuerkisfarbenen See Yeak-Laom und werden am Abend Zeugen eines wunderschoenen Abendhimmels, welcher rund um uns herum zu sein scheint! Spaeter klagt uns ein betrunkener Guide sein Leid und die schwierigen Lebensumstaende in Kambodscha. Wir fuehlen mit, wissen aber leider auch keine Loesung.
In Banlung herrscht kein Mangel an Guide's. Einige sind qualifiziert, andere selbsternannt, die richtigen zu finden ist kein Leichtes... In etwa bieten alle das Gleiche an und auch die Preise entsprechen sich. Wir entscheiden uns schliesslich fuer die zwei Guides unseres Guesthouses: Jammie ond sein namenloser Bruder.
Der Tourstart ist nicht allzu fix, wir scheinen Zeit zu haben... Doch nachdem wir unser Fruehstueck eingenommen haben und unser Lunch verpackt wurde, schwingen wir uns auf die Ruecksitze der Roller und brausen ueber die Piste. Jammie merkt man dabei sein jugendliches Alter an und zumindest meine Rollerfahrt wird rasant!
Bei ein paar verlassenen Huetten an einer rot-erdigen Strasse soll sich der Eingang in den Nationalpark befinden. Ein Dschungelbursche wie aus dem Lehrbuch stoesst zu uns. Er gibt sogleich das Tempo an und schlaegt uns mit seiner Machete den Weg frei. Bald schnaufen wir und der Schweiss trieft, er hingegen taenzelt leichtfuessig vor uns hin... Die Natur fesselt uns, wir wandern durch hohes Gras, vorbei an Trockenreis und unter Bambus hindurch, der sich ueber uns zu einem Dach zusammenschliesst. Nach dem Kosten roher Bohnen erreichen wir eine Anhoehe mit schoenem Ausblick und dem Haus einer Minoritaeten-Familie. Wir duerfen koestlichen, gedaempften Reis probieren und erfahren, dass dieser viel nahrhafter ist, als der uns bekannte. Die unzaehligen Kinder freuen sich ueber die mitgebrachten Guetzli und wir darueber wieder eine neue Lebensart kennengelernt zu haben. Wir verlassen die scheinbare Idylle und der Ausblick ueber die Ebene verzaubert uns. In zuegigem Tempo gehts weiter, die nicht sichtbaren Voegel kreischen, Muecken und andere Insekten surren und wir suchen uns unseren Weg durchs Dickicht. Auch ein Fluesschen hindert uns nicht am Weiterkommen, auch wenn die glitischigen Steine Konzentration erfordern. Urploetzlich zeigt die Natur ein anderes Gesicht: hohe, schlanke Baeume mit grauer, gefleckter Rinde bestimmen nun das Bild. Wir scherzen mit unseren Guides und erfahren dieses und jenes ueber die hiesige Pflanzenwelt, beispielsweise, dass sich die violette Bluete der Bananenstaude essen laesst. Der Weg ist mal besser, mal schlecher und oft peitschen uns Pflanzenbueschel, die rote Striemen auf unserer verschwitzte Haut hinterlaesst. Die Landschaft aendert sich nicht mehr und wir beginnen uns nach Abwechslung zu sehen. Da kommt die Pause am Baechlein recht! Wir packen unseren Lunch (Reis, irgendein Fleisch, Chillisauce und Gurken) aus und staerken uns.
Der gespaechige Jammie beginnt mit einem lustigen Australier, der auf der anderen Seite Pause macht, zu plaudern und wir kuehlen unsere geplagten Fuesse im kalten Wasser. Gestaerkt nehmen wir den Rest der Strecke unter die Fuesse. Wir weichen grossen Spinnen und ihren Netzen aus und fragen uns wo die Voegel geblieben sind. Die badenden Kinder sind scheu, doch beim Bisquit sagen sie nicht nein. Der Buschmann laesst sich die Gelegenheit nicht nehmen und springt samt Kleidern (er reinigt sie auch sogleich) ins kalte Nass. In der Huette einer, zu einer Minoritaeten gehoerenden, Familie muessen wir Reisschnapps trinken und sehen dem Geschehen und den gackernden Huehnern zu. Bei groesster Hitze bringen wir den Rest der Strecke zu Ende und alsbald wir den Ausgangspunkt erreicht haben, beginnt der Regen zu prasseln. Wir laden unsere Begleiter zu Softdrinks ein und sehen wie sich sowohl Huehner, als auch kleine Schweine und Katzen tummeln wo sie wollen. Das ist ihnen vergoennt, da sie nach kambodschanischer Vorstellung zur Familie gehoeren.
Die Rueckfahrt wird aeusserst rutschig, doch wir duerfen uns auf das Koennen der Jungs verlassen! Puuh, sind wir muede!
Nocheinmal werden unsere Nerven strapaziert. Als wir spaetabends, nichtsahnend, ein Bier auf der Terrasse trinken verfallen unsere Tischnachbarn ploetzlich in Panik. Sogleich sehen wir warum. Der hauseigene Hund rennt einem dicken, 20 cm langem Tausendfuessler hinterher. Wie vom Donner geruehrt stuerzt jetzt der hollaendische Besitzer hervor und versichert uns schreiend, dass dieses Viech hochgiftig sei. Er verleiht seinen Worten Nachdruck, indem er das Tier kurzerhand toetet! Gefaehrliches Kambodscha!
@Papi: Inzwischen sind wir tatsaechlich dschungelerprobt! Auch wenn uns nicht jeder Dschungel gefaellt. Wir genossen unseren Ritt auf dem Elefanten sehr, insbesondere da wir ganz alleine da waren.An Schnee erinenern wir uns schon ab und zu, eine Abwechslung zum schoenen, wermen Wetter waere ab und zu schon nicht schlecht...Trotzdem freuen wir uns jetzt erst mal auf Sonne und Meer. Morgen gehen wir nach Phisanoluk, dann nach Sukhothai und Bangkok und von da in den Sueden.Ja, da gelangt die Schweiz wirklich einmal mehr ins Abseits! Unsere englischen Reisepartner in Tibet wussten sogar ueber die Initiative bescheid und waren empoert...Danke fuer die Zahlungsinfos. Eine gute Zeit und liebi Gruess
Hallo Buschmann und Buschfrau - Ich wusste gar nicht wie dschungeltauglich ihr geworden seid. Auch Andi macht sich auf dem Elefant sehr gut. Ich kann mir gut vorstellen, wie geschafft ihr nach dieser Tour gewesen seid. Ihr könnt ja zur Abkühlung an die schneebedeckte Schweiz decken. Im Oberengadin war es heute Minus 14 Grad. Sonst ist es nach dem hektischen Abstimmungswochenende immer noch unruhig. Die Schweiz ist mit dem ja zur Minarett-Initiative wieder einmal im europäischen Abseits angelangt. Wir werden sehen wie sich das entwickelt. Bei uns ist alles o.k. Leider hat es noch immer keine Weihnachtsguetzli und Irene fährt über das Wochenende nach Deutschland zu Roy Martina. Hebbeds guet. Die I-Zahligsdetails für d'Stüre schick ich Dir Sabine. Mmer wünsched vehl vergnüege!