Montag, 2.November 2009 20:55 Kambodscha KampotNach Tagen des suessen Nichtstun freuen wir uns auf die Weiterreise und ein neues Land: Kambodscha! Unser Fahrer des ersten Tages auf Phu Quoc erwies sich als zuverlaessig und so engagieren wir ihn auch fuer die Rueckreise zum Hafen. Prompt draengt er uns am 16. Oktober um 7 Uhr morgens zum Aufbruch und zeigt uns somit, dass er den im Voraus vereinbarten Termin nicht vergessen hat. Unser Gepaeck und wir werden auf zwei Roller verfrachtet, dann duesen wir ueber die gruene Insel. Inzwischen haben wir uns an diese Art der Fortbewegung gewoehnt und uns erstaunt auch nicht, dass der Fahrer einhaendig ueber die holprige Piste faehrt, den grossen Rucksack zwischen den Beinen balanciert und sich das Natel am Ohr befindet. Viel zu frueh erreichen wir den Hafen in Ham Ninh und nutzen die Gelegenheit fuer ein einfaches Fruehstueck. Um uns herum herrscht Trubel, wir muessen unsere Namen in eine Liste eintragen, sowie mehrmals unsere Tickets vorweisen. Ueber einen langen Steg gelangen wir zu unserem Boot. Alle moeglichen Waren und auch viel Plunder finden den Weg ins Bootsinnere und unsere Rucksaecke werden nicht eben sanft verstaut. Die naechsten zwei Stunden schaukeln wir, eingepfercht wie Sardinen, uebers Meer, es laeuft eine ohrenbetaeubende Comedyshow und ein Baby plaerrt. Essen wird uns angeboten und wir verschenken Farbstifte an den kleinen Schreihals, was ihn jedoch nur wenige Minuten ablenkt. Vermutlich stiegen wir noch nie so schnell aus einem Boot! In der vietnamesischen Grenzstadt Ha Tien entscheiden wir uns fuer die weniger abenteuerliche, jedoch um einiges weniger komplizierte Variante der Grenzueberquerung. Innerhalb einer Stunde befindet sich das kambodschanische Visum in unserem Pass, die Weiterreise per Privatauto ist organisiert und wir wurden gar noch verkoestigt, auch wenn wir dafuer die "laengste-Wartezeit-auf-ein-Essen-ever" in Kauf nahmen. Vietnam verabschiedet sich mit einem protzigen Tor von uns, wir muessen aussteigen und halten einen kurzen Schwatz mit Englaendern von der "anderen Seite". Unser Begleiter, sowie unser vietnamesischer Fahrer verabschieden sich und wir machen Bekanntschaft mit unserem kambodschanischen Fahrer, sowie seinem thailaendischen Auto mit Steurrad auf der rechten Seite. Die kambodschanischen Beamte erweisen sich als aeusserst freundlich, erkundigen sich nach unseren Reiseplaenen und setzen ihren Stempel rasch in unseren Pass. Wir sind in Kambodscha! Der Unterschied zu Vietnam ist frappant und sofort nach Ueberquerung der Grenze zu sehen. Die Strasse ist ein einziger Morast, nackte Kinder spielen im Dreck und ausgemergelte Kuehe wuehlen in Abfallbergen. Dass die Menschen hier aermer sind als in Vietnam und wir uns in einem Drittweltland befinden ist unuebersehbar. Die Landschaft mit den grasgruenen Reisfeldern, den einzelnen Palmen und den Stelzenhaeuser zieht uns sofort in ihren Bann und wir koennen uns nicht sattsehen. Auch faellt auf, dass die Bevoelkerungsdichte gering sein muss, nur vereinzelt stehen Haeuser in der Landschaft und bis Kampot durchqueren wir wenige Doerfer. In den wenigen Doerfern wimmelt es von Kindern und sowohl die sarongaehnliche Kleidung der Maenner und Frauen, als auch die unzaehligen Kuehe lassen uns an Indien denken. Unser netter Driver entlaesst uns beim Orchid Guesthouse und wir entscheiden uns mit Kennerblick fuer das beste Zimmer, fuer 13 Dollar. Bei der Erkundung des Staedtchen sind wir sehr ueberrascht, da ist ja fast gar nichts! Wenige Laeden, wenige Menschen, kein Trubel, das kennen wir ja beinahe nicht mehr. Uns gefaellts und auch der franzoesische Einfluss ist nicht zu leugnen, Andy erklaert das so: schmales Haus, Trottoir, Strasse, breites Trottoir mit Sitzbaenken und Strassenlampen, Rasen, breites Trottoir mit Sitzbaenke und Strassenlampen, Strasse, Trottoir, schmales Haus. Seit die Franzosen abgezogen sind, wurde vermutlich nicht mehr allzu viel erneuert, doch die Haeuser mit Patina haben Charme und wir verfallen ihm. Wir landen im epic arts Cafe, ein tolles, soziales Projekt, das taubstummen Jugendlichen den Schritt in die Arbeitswelt ermoeglicht und bei dem wir Stammgaeste werden. Die froehliche Atmosphaere spricht uns an und die orientalischen Koestlichkeiten, sowie der hausgemachte Kuchen munden. Die Promenade am Fluss laedt zum Schlendern ein und wir sammeln erste Eindruecke im neuen Land. Es wimmelt auch hier von Tuktuk-Fahrer, die einem die beste, guenstigste, tollste Tour andrehen wollen, Kinder scheinen in der Ueberzahl zu sein und wir werden freundlich begruesst. Beim Bummel durchs kleine Staedtchen halten wir Ausschau nach malariafreundlicher Kleidung (sprich langaermlig), werden jedoch nicht fuendig, dafuer aber hungrig. Im Restaurant Rattanakiri geniessen wir, der Happy-Hour sei Dank, gute Cocktails und ein hervorragendes Samara-Curry. Tag zweiBeim Fruehstueck in unserem Lieblingslokal lernen wir Bananen-Confituere mit Zimt kennen und lieben, ausserdem geniessen wir den stressfreien Start in den Tag. Beim Rueckweg zum Guesthouse kreuzen orange angezogene Moenche unter gelben Sonnenschirmen unseren Weg. Wie jeden Morgen sammeln sie Almosen und beehren die Bevoelkerung mit ihren Gebeten. Heutiges Ziel ist es eine Tour nach Kep, laut Reisefuehrer in den 60-er Jahren ein bluehendes Seebad, zu buchen. Kein leichtes Unterfangen, wenn sich vor unserem Guesthouse zig Fahrer tummeln und jeder den anderen auszuspielen versucht. Wie soll man sich bloss fuer einen entscheiden koennen, wenn alle nett sind, alle das Gleiche zum gleichen Preis anbieten und jeder beleidigt ist, wenn man sich nicht fuer ihn entscheidet?! Wir nehmen einfach jenen, der uns zuerst angesprochen hat. Was einen seiner "Arbeitskollegen" promt dazu bewegt zu behaupten unser Fahrer habe kein Tuktuk und spreche kein Englisch.Der Auserwaehlte freut sich, dass wir uns fuer ihn entschieden haben und die Behauptungen stellen sich wie erwartet als falsch heraus. Sowohl Tuktuk als auch Englisch-Kenntnisse sind vorhanden. Hinter einem Trauerzug in weiss fahren wir aus der Stadt aufs Land. Wiederum entlang von saftig-gruenen Reisfelder und auf staubiger Strasse. Als wir auf eine Nebenstrasse abbiegen wirds rummplig und Ochsenkarren kreuzen unseren Weg. Mitten im Gruenen halten wir, bei einer lottrigen Holzhuette, an. Ein alter Mann und ernste Kinder begruessen uns, dann erkunden wir Pfeffer-, Mango- und Durianplantagen auf ihrem Grundstueck. Leider sind aber sowohl der Pfeffer, als auch die Mangos bereits gepflueckt. Die Tatsache, dass hier immer noch viele unentschaerfte Minen aus den diversen Kriegen liegen, laesst uns jedoch vorsichtig sein. Zur Freude des Besitzers erstehen wir ein halbes Kilo schwarzen Pfeffer und auch den Kindern enthuscht ein Laecheln als wir sie mit Buntstiften beschenken. An kleinen Doerfern auf Stelzen, viel Abfall und Kloake gehts vorbei bis nach Kep, wo uns zerfallene Villen mit Glamour von einst und penetranter Fischgeschmack begruessen. Als wir anhalten koennen wir kaum glauben im Zentrum zu sein! Ausser einer halbzerfallenen Promenade, einem steinigen Strand, einfachsten Restaurants und ein paar sich langweilenden Strandverkaeuferinnen ist da nichts. Hmh, was sollen wir hier bloss machen? Wir entscheiden uns zu Fuss das Zentrum zu suchen. Bald merken wir jedoch, dass die meisten Lokale geschlossen sind und auch sonst nicht gerade der Baer los ist... Anscheinend ist nicht Hauptsaison hier. Beim bekannten "Crab Market" schauen wir dem Treiben zu und beschliessen lediglich etwas zu trinken, dann befinden wir uns bereits auf dem schweisstreibenden Rueckweg. Obwohl wir beide keine Hoehlen-Fans sind, beeindrucken uns die Hoehlen von Kampot, welche wir auf dem Nachhauseweg besuchen. Bei der Fahrt durchs Doerfchen wird uns euphorisch zugewunken und auch hier finden unsere Stifte reissenden Absatz, wenn auch, sich gewisse nur sehr zoegerlich trauen das Geschenk anzunehmen. Unter warmem Regenschauer fahren wir zurueck nach Kampot und entloehnen unseren Fahrer mit einem grosszuegigen Trinkgeld. Den Nachmittag verbringen wir gemuetlich und essen am Abend ein weiteres Mal koestlich. |