18. November 2009 18:50

Kambodscha

Phnom Penh


24.10.09

Widerwillig verlassen wir das gefunde Paradies in Lazy Beach und teilen uns das Tuktuk bis zum Busbahnhof mit einer Australierin. Beim Busbahnhof das uebliche Chaos aus Reisebussen, Ticketverkaeufern, Karren mit Gepaeck, Touristen, Einheimischen und die uebliche Verwirrung. Die Warnung eines aelteren Herrn unser Gepaeck nicht aus den Haenden zu geben, nehmen wir zur Kenntniss, umsetzen laesst sich dies jedoch nicht. Genau wie alle anderen Gepaeckstuecke, alle Roller und Kokosnuesse werden auch unsere Mammut-Rucksaecke im unteren Teil des Busses, nicht eben zimperlich, verstaut. Da der Bus nicht voll ist, nutzen wir die Gelegenheit und breiten uns auf vier Sitzen aus. Die wenig besiedelte Landschaft zieht an uns vorbei und wieder einmal prasselt es an die zerkratzten Busscheiben. Kinder geniessen die Abkuehlung und tollen unbeschwert umher, wie gerne wuerden wir mitmachen! Dorf an Dorf durchqueren wir, vorbei an Kuehen und gar Geiern, die sich auf dem Asphalt anscheinend wohlfuehlen. Ein Mann zieht sein Fischernetz aus einem Tuempel und uns schaudert beim Gedanken diese Fische essen zu muessen. Ein Seerosenteich zeigt verschwenderisch seine Schoenheit.
Die Vororte Phnom Penh's kuenden sich durch grosse Fabrikhallen an. Unzaehlige Frauen allen Alters haben Feierabend und muessen Vorlieb mit einem voellig ueberladenen Pick-up nehmen, um nach Hause zu gelangen. Dies haelt sie aber nicht von ihrer guten Laune ab und fuers Zurueckwinken ernten wir strahlende Gesichter. Aber auch viel Unschoenes fesselt unsere Blicke. Im Abfall wuehlende Kuehe, verdreckte Maerkte, in der Kloake spielende Kinder, um nur einiges zu nennen.
Die Fahrt durch den Samstagabendverkehr in die Millionenmetropole zieht sich in die Laenge und eigentlich muessten wir laengst da sein, bereits ist es dunkel und noch wissen wir nicht wo wir unterkommen werden. Stunden und unzaehlige Staus spaeter kommen wir mitten im Zentrum an. Wir engagieren einen Tuktukfahrer, lassen dabei unser Gepaeck nicht aus den Augen und bei der Preisverhandlung meint unser Fahrer: "Up to you!", was es auch nicht gerade leichter macht... Wir brausen durch die pulsierende Stadt, Lampen und Laempchen in allen Farben beleuchten das Geschehen und es wimmelt von Leuten und Verkehr. Das Zimmer im Royal Guesthouse macht einen passablen Eindruck und nur minutenspaeter befinden wir uns auf dem Weg zur Promenade des Tonle Sap, dem Mittelpunkt der Stadt. Es ist kein weiter Weg und troztdem steht er in krassem Gegensatz zur touristischen Flaniermeile. Die Strassen und Gassen sind unbeleuchtet, der Muell liegt in Haufen zu beiden Seiten. Ueber einem dieser Haufen schauckeln Eltern ihr neugeborenes Kind in der Haengematte.
Wir balancieren ueber die mit tiefen Graben versehene Strasse, wimmeln ein Heer junger Buchverkaeufer ab und versuchen all die neuen Eindruecke aufzunehmen. Erschoepft lassen wir uns in irgendeinem Restaurant nieder und bestellen irgendetwas zu essen. Was uns serviert wird, schmeckt, troztdem koennen wir das Essen nicht geniessen. Arm- und/oder beinlose junge Maenner betteln um Kleingeld und wir koennen ihnen ihre Bitten nicht abschlagen, was sich innert kuerzester Zeit herumzusprechen scheint. Mit diesen Gaben bessert sich unser schlechtes Gewissen nicht und wir beginnen ueber all die Ungerechtigkeiten dieser Welt zu sinnieren. Gleichzeitig sind wir uns unseres Gluecks einmal mehr sehr bewusst.
Muede von all diesen Eindruecken fallen wir in unser nichtroyales Bett.


25.10.09

Nach einem "mehroderweniger" guten Fruehstueck spatzieren wir zum Wat Phnom, dem Namensgeber der Stadt und versuchen dabei die Hitze zu erdulden. Das auf einem 27 Meter hohen Huegel stehende Heiligtum ist ein beliebtes Ausflugsziel und ermoeglicht einen schoenen Blick ueber die Stadt. Aber auch der Schatten der Baeume moechten wir genauso wenig missen, wie die vielen Familien, welche hier einen geruhsamen Sonntag verbringen. Beim "Ticketschalter" (Frau mit Bauchladen...) loesen wir etwas widerwillig das nur fuer Auslaender noetige Ticket. Wie in vielen buddhistischen Staetten ziehen wir unsere Schuhe vor dem Betreten des Vihara aus und lassen uns durch die rauchgeschwaerzte Anlage treiben. Hinter der Halle bestaunen wir den weissen Chedi (welcher die Asche eines verstobenen Koenigs beinhaltet) und vorbeirauschende, ganz in weiss gekleidete, Nonnen. Zum Abschluss besuchen wir den heimlichen Star dieses Ortes, Sam Bo. Ein 40-jaehriger Elefant, auf dessen Ruecken seit Jahren Touristen reiten und der sich noch immer ueber Bananen freut.



Mit dem Tuktuk verlassen wir diesen schoenen Ort und lassen uns beim See Boeng Kak aussetzen. Beim Streiffzug durch dieses Travellerviertel entdecken wir heruntergekommene Guesthouses auf Stelzen, unzaehlige Kneippen und einen beinahe vollstaendig aufgeschuetteten See mit viel Abfall. Wir begnuegen uns mit einem erfrischenden Lemonjuice und sind froh, hier nicht wohnen zu muessen, auch wenn der Sonnenuntergang schoen sein soll.
Per Zufall landen wir beim bekanntesten Supermarkt der Stadt, dem Lucky Supermarkt. Das Angebot an Nahrungsmittel ist ueberwaeltigend und es scheint einfach alles zu geben, dies wissen auch die hier lebenden Auslaender zu schaetzen, welche sich hier eindecken. Wir erstehen eine Magnum-Glace, das wir sogleich genuesslich verspeisen, mmhh! Un d wieder per Zufall landen wir in einem ruhigen, auesserst gruenen Quartier mit vielen schoenen Haeusern und Beizli. Eine Englaenderin verwoehnt uns mit teuren, aber guten Sandwiches und Fruchtsaeften und wir geniessen.
Als wir am Abend essen gehen wollen, ergiesst sich der Regen sinnflutartig aus den Wolken. Innert Sekunden sind die Strassen ueberflutet, Kleider kleben am Koerper und gar die fleissigen Cyclo-Fahrer stellen sich kurz in den Schaermen. Wenn auch nur um ein neues Hemd, sowie Regenschutz anzuziehen um sich dann mutig den Dingen zu stellen, die da kommen moegen. Mit Regenschirmen ausgestattet machen auch wir uns auf den Weg durch die trostlos aussehende, klitschnasse Gegend. Wir lassen uns Pizza und Bier schmecken und beobachten die vorbeiziehenden Touristengruppen.


26.10.09

Mein letzter Tag als 24 ig-jaehrige beginnt mit Arbeit. In der laotischen Botschaft lassen wir ein Visum fuer Laos erstellen. Nachdem wir je 2 Formulare ausgefuellt, 3 Passfotos abgegeben, sowie je 40 Dollar bezahlt haben, muessen wir uns nur noch bis morgen gedulden, ansonsten steht dem Abenteuer Laos nichts mehr im Wege!
Brav wartet unser Fahrer draussen und bringt uns zum Boddhi Tree Guesthouse, hier soll ich meinen Geburtstag verbringen duerfen. Herrscht auf der Strasse noch der uebliche Troubel, so betreten wir augenblicklich eine andere Welt, alsbald wir das Eingangstor passieren. Ein gruenes Paradies, mit Gartentischen und schoenen Kissen, frischer Luft, einem stilvoll eingerichteten Restaurant und freundlichem Personal. Kurzum ein wunderschoener Rueckzugsort imitten der hektischen Stadt. Wir testen das Fruehstueck und wissen: hier wollen wir bleiben! Leider muessen wir uns noch bis morgen gedulden, denn heute ist noch kein Zimmer frei, somit ein weiterer Grund sich auf Morgen zu freuen! Gegensaetzlicher koennte unser Programm nicht sein, denn nach der Ruhe stuerzen wir uns wieder ins Chaos. Unser naechster Stopp ist der Russenmarkt, da weckt doch alleine schon der Name Assoziasitionen. Wir werden nicht enttaeuscht, es empfaengt uns ein buntes Durcheinander an Esswaren, Blumen, Stoffen, Kleidern, Schmuck, Schuhen, Haushaltsgeraeten undundund. Im Gegensatz zu den Maerkten Vietnams gefaellt hier, was verkauft wird und wir koennen uns nicht sattsehen. Ich weiss gar nicht, wo ich zuerst schauen soll! Insbesondere bei den sehr billigen Markenklamotten von h&m und Co. Greiffen wir zu. Die 4 Monate reisen haben Spuren hinterlassen, auch und nicht zuletzt bei den Kleidern. Obwohl wir inzwischen den einen oder anderen asiatischen Markt besucht haben, fasziniert uns die geschaeftige Atmosphaere noch immer, uns gefaellt, dass man sich verlaufen kann (nur Sabine), dass man sich fuer einen falschen Weg entscheidet und mitten im Gestank der Fischabteilung landet, dass man wuehlen muss, um zu finden, was man sucht.
Erschoepft begeben wir uns in die Obhut eines Tuktuk-Fahrers. Unsere Fahrt laesst uns mehr von der grossen Stadt sehen und fuehrt vorbei an Waesche, die ueber einem kloakigen Bach trocknet, an prachtvollen Wats, wo sich orange gekleidete Moenche versammeln, an chicen Hotels, an begruenten Wohngebieten.



Am Abend erhellen zuckende Blitze den Himmel und wiederum schuettet es. Wir erreichen das indische Restaurant Chi Cha troztdem trocken, den Tuktuks mit Regenschutz sei Dank. Und fuer 3 Dollar pro Person lassen wir uns Chicken Curry, Gemuese, Dhal, Reis und Naan munden, auch wenn sich vor dem Lokal ein paar dubiose Typen die Zeit vertreiben. Nur noch einmal in unserer tristen Bleibe schlafen. Juhui!


27.10.09

Kurz nach dem Erwachen werde ich beschenkt und darf mich ueber viele nette Worte freuen. Da vergisst man die fruehe Uhrzeit doch glatt. Im edlen Cafe Fresco geniessen wir ein fuerstliches Fruehstueck, mit gutem Kaffee und selbst zusammen gestellten Paninis. Mmhh!
Weiter gehts zu Phnom Penh's beruehmtesten Sehenswuerdigkeiten, dem Koenigspalast und der Silberpagode. Den Kleidungscheck ueberstehen wir und uns wird Einlass gewaehrt. Bereits jetzt brennt die Sonne erbarmungslos und macht das Fluechten in den Schatten des Thronsaals noetig. Das siebenfach gestaffelte Dach aus gruenen, orangen und saphierblauen Ziegeln, die Reichtum, Natur und Freiheit symbolisieren, erfuellen ihren Zweck. Wir staunen, ueber den kunstvoll gestalteten, goldenen Kroenungsthron und den neunstufigen Parasol, der sich darueber befindet. Weiter besichtigen wir ein 642 Meter langes Wandgemaelde, welches von 40 Kuenstlern geschaffen wurde und die Geschichte Ramayanda's erzaehlt, das Reiterstandbild von Koenig Norodom, verschiedene Chedis und Fussabdruecke Buddhas. Erwaehnenswert erscheint der offene Chedi, welcher Koenig Norodom Sihanouks Tochter, Kantha Bopha, die 1952 im Kindesalter an Leukaemie starb und nach der die Kinderkrankehhaeuser Phnom Penhs und Siem Reaps benannt wurden. So auch die Spitaeler des Schweizers Dr. Beat Richner.



Imposant ist auch die Silberpagode, die ihren Namen den 5329 silbrigen Bodenfliesen verdankt, jede davon 20 mal 20 cm gross und 1 kg schwer! Aber auch der lebensgrosse goldene Buddha, der 90 kg wiegt und mit 2086 Edelsteinen aus der koeniglichen Schatztruhe besetzt ist, kann sich sehen lassen. Nach so viel Prunk schwirren uns die Augen, wir verlassen das koenigliche Areal und ziehen um. Unsere zweckmaessige Bleibe tauschen wir gegen ein stilvolles Zimmer im Boddhi Tree. Hier, im Gartenparadies verbringen wir den Rest des Nachmittags. Essen, trinken, lesen, sein. Gluecklich sein! Weiter sieht das Programm einen Besuch auf dem Zentralmarkt vor, viele Kleinigkeiten finden den Weg zu uns, doch das Angebot ist nicht ganz so ueberwaeltigend wie auf dem Russenmarkt, unser Portemonnaie dankt. Das Highlight folgt umgehend: in einem wundervollen Spa geniesse ich eine einstuendige Oelmassage und schmelze dahin!
Gegessen wird in luftiger Hoehe und mit Ausblick. Sowohl der Cocktail als auch das von den verschiedenen asiatischen Kuechen inspirierte Essen schmeckt. Auf der lauschigen Terrasse und in trauter Zweisamkeit gibts dann auch noch das Geburtstagsdessert: ein Passionsfrucht-Parfait mit schwarzer Schockolade...Die Schreiberin dankt fuer den unvergesslichen Tag.




28.10.09

Vis a vis von unserem Guesthouse befindet sich ein abscheuliches Stueck der Geschichte Kambodschas: das Tuol Sleng Museum, das beruechtigte Gefaengnis S-21, welches die Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 unterhielten und hier schaetzungsweise 13 - 20 000 Menschen bestialisch ermordeten. Wollen wir uns einen Besuch antun, oder reichen uns die detailreichen Beschreibungen im Reisefuehrer? Wir entscheiden uns fuer zweites. Die bedrueckende Stimmung ist auch zu spueren, sobald man vor der ehemaligen High School steht und sowohl die hohen Stacheldrahtzaeune und als auch die kriegsversehrten, bettelnden Menschen davor lassen das Unfassbare erahnen. Auch vom Besuch der Killing Fields, etwas ausserhalb der Stadt, sehen wir sehr zum Unmut der Tuktuk-Fahrer, ab. Nicht alles muss man sich zumuten. Wieder einmal stuerzen wir uns ins Abenteuer "Paeckliaufgeben". Als wir unseren Wunsch angeben, drueckt die inkompetente Dame wie wild auf ihrem Rechner herum und nennt uns dann den willkuerlich, hohen Betrag von 108 Dollar! Was?! Wir wissen, ja, es ist teuer, aber so teuer? Nein, definitiv nicht! Als wir eine Erklaerung moechten, verweist sie uns mit Unschuldsmiene zu einem anderen, ausserhalb des Gebaeudes, liegenden Schalter. Das sagt dann ja alles.
Aber auch hier gehts nicht, ohne den Damen auf die manikuerierten Finger zu schauen und sich die Preisliste zeigen zu lassen. Ansonsten werden auch hier ominoese Zuschlaege draufgeschlagen. Schliesslich stimmen wir dem Preis, weil korrekt, zu und kaempfen um eine andere Schachtel zu bekommen, immerhin bezahlen wir sie, so soll sie auch neu sein, finden wir. Prompt wird uns aber zu verstehen gegeben, dass sie keine andere habe und wir nun gehen koennen. Moment! Zuerst wollen wir sehen wie das Packet zugeklebt wird und ob die richtige Adresse angebracht wird. Schade eigentlich, aber unser Misstrauen kommt leider nicht von Ungefaehr.
Das Kaufen des Bustickets nach Battambang erweist sich als weniger nervaufreibend und die netten Geburtstagswuensche per Mail beruhigen vollends. In einem edlen Restaurant koennen wir uns nur eine Cola leisten, werden dafuer Zeugen wie die Teilnehmer des Drachenboot-Rennens an ihrer Technik feilen. Bis zu 40 Maenner gleiten rasant ueber das Wasser und schaffen die perfekte Symmetrie. Wir bedauern, beim Fest, welches in 3 Tagen beginnt, nicht dabei sein zu koennen und so das gesellschaftliche Ereignis des Jahres zu verpassen.



Den Abend lassen wir, wie viele andere auch, am Ufer des Tonle Saps ausklingen. Es weht eine frische Briese, Strassenkuenstler buhlen um Aufmerksamkeit, Grosseltern fuehren stolz ihre Enkel aus, Snacks werden verkauft und gekauft, Feierabendbiere werden getrunken, Kinder werden mit Holzbooten beschenkt, muede Touristen ruhen sich aus, die Sonne huellt alles in goldenes Licht und laesst die Stadt koeniglich erscheinen.





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