Sunday, March 13, 2011 Marokko Hoher Atlas29.- 30. JanuarWir sitzen bei unserer ersten Tajine, es ist kühl und vor uns erreicht das allabendliche Spektakel auf dem Platz "Djemaa el Fna" seinen Höhepunkt. Geschichten werden erzählt, Schlangen beschwört und Wettbewerbe in Geschicklichkeit veranstaltet. Sofort zieht uns diese Atmosphäre wieder in ihren Bann und wir sind unheimlich glücklich wieder hier zu sein. In Marrakech!Am nächsten Morgen lassen wir es gemächlich angehen. Ein ausgedehntes Frühstück in unserem schönen Bed and Breakfast, später erkunden wir dann die Gassen und Suq's. Der Tag erwacht langsam und die ersten Läden buhlen bereits um Kundschaft. Wir profitieren vom "Morning prize" ;-) und erstehen Lederballerinas bei einem freundlichen (und nicht aufdringlichen) Verkäufer. Vorbei an einem alten Brunnen erreichen wir das Färberviertel. Wollstränge in satten Farben baumeln über unseren Köpfen und herumstehende Männer locken zu einem Besuch bei den Farbbecken. Doch wir lehnen ab. Das Spiel kennen wir von unserem letzten Besuch im Gerberviertel, gratis ist hier gar nichts.Lampen funkeln, Teppiche in den schönsten Farben und Muster, Gewürze zu Türmen geformt, Teekannen aus Silber, orientalische Süssigkeiten und überall "Babouches" aus feinem Leder. So viele Eindrücke ermüden und wir gönnen uns eine Pause im uns bekannten "Café des épices". Nicht viel hat sich verändert in den letzten drei Jahren und der Blick über die Häuserdächer verzaubert noch immer. Am Nachmittag suchen wir "unsere" Gassen, beobachten die Störche in ihren Nestern und lechzen nach den ersten Sonnenstrahlen. Spätestens jetzt sind wir angekommen in Marokko. 31. JanuarWir packen unserer Siebensachen und verlassen dann ein wenig nervös unsere Bleibe. Heute soll unser Roadtrip quer durch Marokko losgehen!Ein roter Fiat Punto wartet bereits und auch wenn unsere Nerven ein wenig strapaziert werden; wir kommen aus der Millionenstadt heraus und finden den Weg Richtung Ourikatal. Vorbei an Luxushotelanlage und Touristenkamelen ändert sich die Szenerie. Kleine versträute Dörfchen und viele Esel bestimmen nun das Bild. Die Sonne strahlt, unser Blick ist auf die schneebedeckten Berge des Hohen Atlas gerichtet und bereits stellt sich ein Gefühl von Freiheit ein. Das Tal wird immer grüner, die Strassen schmaler und wir wissen kaum wohin wir schauen sollen, so schön ist es. Dank wenig Verkehr können wir uns auch wirklich umschauen und finden so das gesuchte Restaurant. Es erstreckt sich über mehrere Ebenen, eingebettet in einen wunderschönen Garten mit vielen Kräutern, Oliven- und Orangenbäumen. Wir geniessen unseren Lunch und die warme Sonne. Später fahren wir aus dem Tal heraus und nehmen zwei Frauen mit ihren auf den Rücken gebundenen Babys ein Stück weit mit. Sie bedanken sich mit Kichern und einem herzlichen "shokran". Kaum haben wir das Ourikatal verlassen, biegen wir ins Nachbarstal ein und kommen über Azra und Imlil unserem Tagesziel näher. Übervolle Taxi überholen uns in halsbrecherischer Fahrt, schwer beladene Esel wanken vorbei und Kinder nutzen gar die Strasse für ihr geliebtes Fussballspiel. Immer näher kommen wir den Schneebergen und zugleich wird uns immer häufiger zugewunken. So erreichen wir voller Vorfreude das kleine Dorf Tamatert. Rachida erwartet uns und heisst uns herzlich willkommen. Nach dem obligaten Pfefferminz-Tee und dem atemberaubenden Blick ins Tal von der Terrasse, werden wir in unser Zimmer geführt. In schönen Farben und traditionellen Materalien gehalten versprüht es sofort Behaglichkeit, wozu auch das Feuer im Ofen beiträgt. Schnell merken wir, dass wir trotzdem ein paar Schichten mehr anziehen müssen. Denn als sich die Sonne hinter den Bergen versteckt, wird es eisig kalt! Die Zeit bis zum Dinner verbringen wir somit nah am Feuer und versuchen nicht einzufrieren. Tagebuchschreiben, heisser Tee und eine "Djellaba" aus Fleece helfen. Am Abend dann weisen uns Laternen den Weg in den Speiseraum und wir lernen Mohammed kennen. Jener herzliche Mitarbeiter,welcher noch Freund werden soll. Das Essen wird an Gemeinschaftstischen eingenommen, die vielen Kissen und Kerzen sorgen für Gemütlichkeit, Decken für die fehlende Wärme. Mohammed findet Platz für alle Schüssel und Schüsselchen und wir schauen gwundrig was uns da erwartet; Blumenkohl mit Sauce, ein Gemüse-Püree, ofenwarmes Fladenbrot und Tajine mit Gemüse und Lamm. Es schmeckt einfach köstlich! Trotz der kurzweiligen Unterhaltung mit drei Paaren aus London, verziehen wir uns bald in unser Zimmer und da bleibt uns wenig anderes übrig, als uns unter die Decken zu verkriechen. Fünf Schichten sind es und auch die Wärmeflasche, die uns ein guter Geist ins Bett gelegt hat, nehmen wir gerne an. 1. FebruarDer Tag beginnt kalt. Duschen ist angesagt und das heisse Wasser reicht leider nur für eine Person. Ich bin sie nicht und so muss ich die Zähne zusammenbeissen...Pünktlich steht das Frühstück auf dem Tisch und aus den beschlagenen Fenster erkennen wir, wie der Tag langsam erwacht. Doch was wir sehen täuscht uns. Noch ist es kalt und wir müssen abwarten, bis die Sonnenstrahlen unser Dorf erreichen. Die Zeit nutzen wir, um gemeinsam mit Mohammed die Karte zu studieren. In einem Gemisch aus Englisch, Französisch und Zeichensprache erklärt er uns die verschiedenen Trekkingmöglichkeiten. Wir verstehen ihn bestens und entscheiden uns für die Route auf den Pass Tizi n'Tamatert. Mit gut gefüllten Rucksäcken und bester Laune verlassen wir bei strahlend schönem Wetter das Dorf. Der Weg führt durch ein Tal mit Kiefern und die Kargheit fasziniert uns sogleich. Majestätisch thronen die 3500er über uns, wir steigen immer höher und saugen die kühle, frische Luft ein. Je höher wir kommen, desto beeindruckender wird die Aussicht, überall lassen sich kleine Dörfer ausmachen, welche an den Bergen zu kleben scheinen. Die Bauweise und Farben der Häuser erinnern uns dabei an Dörfer im Himalaya. Die Passhöhe erreichen wir nach gut 2.5 Stunden, doch wir gehen noch etwas weiter um einen Blick ins dahinterliegende Tal zu werfen. Schnee und Kälte treiben uns dann aber zurück zur Passhöhe, wo der versprochenen Tee wartet. Bevor wir uns verabschieden, schenken wir dem Jungen, der hier oben mit seinem Vater ausharren muss, Farbstifte. Er freut sich sehr und bedankt sich scheu. Den Abstieg bewältigen wir rasch und treffen dabei viele Menschen. Mit Ali, dem Schafhirten unterhalten wir uns in keiner gemeinsamen Sprache, verstehen uns aber dennoch. Er möchte, dass wir ihm die entstanden Fotos zuschicken. Glauben wir zumindest... Aber sicher, das machen wir gerne. Weiter unten jagen drei Hirtenjungen vor uns den Weg herunter, wir holen sie an einer Wasserstelle ein und plaudern ein wenig. Den Nachmittag verbringen wir dann auf einer der Sonnenterrassen im Douar Samra, solange bis es zu kalt ist. Aus Erfahrung lassen wir das Feuer heute nicht ausgehen und so ist es bedeutend wärmer als gestern. Am Abend dürfen wir dann wieder eines der besten Essen in Marokko und die gemütliche Stimmung geniessen. 2. FebruarWir streifen durch das kleine Dörfchen und beobachten den Alltag der Bewohner. Eine Frau, die ihre Kuh füttert und ihr dabei zuschaut, Männer die ihre Maulesel antreiben, welche unermüdlich Steine zu schleppen haben, Kinder die ein Pferd durchs Dorf jagen, Hühner die überall sein dürfen, Frauen, die ihre bunten Teppiche auf den Dächern der Häuser zum Trocknen auslegen... Der Frühling schickt seine ersten Boten, Gras und einzelne Sträucher stehen in Blüte und lassen erahnen wie schön es sein muss, wenn das ganze Tal blüht.Wir treffen auf Mohammed, welcher eine freie Minute hat und uns zum Tee in sein Haus einlädt. Dankbar und gespannt nehmen wir die Einladung an. Kurz später blicken wir von seiner Terrasse über das ganze Tal. Zwischen aufgehängter Wäsche lernen wir auch noch seine Frau kennen, sie begrüsst uns herzlich und wir schliessen auch sie sofort ins Herz. Es fehlt an allem und die Familie mit drei Kindern lebt in zwei kleinen Zimmern. Dennoch wird uns sofort Tee serviert und wir werden aufgenommen wie zwei alte Bekannte. Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit berührt uns tief. Wehmütig brechen wir auf und tauschen Geschenke aus. Wir hoffen bald wieder zukommen. "Inschallah". Unsere Weiterreise führt uns über den Pass Tizi n'Test, die Strasse gilt als eine der gefährlichsten Marokko's. Wir beschliessen es dennoch zu wagen, der Umweg wäre zu weit. Vorerst führt die Strasse durch ein wunderschön grünes Tal, Mandelbäume stehen in voller Blüte und es riecht nach Frühling. Immer wieder halten wir an, um Fotos zu schiessen. So treffen wir auf zwei Frauen, mit schweren Bündel Gras. Sie wollen mitkommen und wir überlegen bereits, wie wir ihr Gepäck verstauen können, da hält ein Lieferwagen, welchen sie bevorzugen. Wir helfen die schweren Bündel einzuladen, was sie lustig finden. Doch auch sie bedanken sich überschwänglich. Die Strasse steigt über Serpentinen empor und wir kommen den Schneebergen immer näher. Ein Fahrfehler hätte katastrophale Konsequenzen, doch wir passen die Geschwindigkeit an und sind froh, die Strasse beinahe für uns alleine zu haben. Nach Stunden so scheint uns, erreichen wir die Passhöhe. Die Landschaft ändert sich, bizarre Felsformationen bestimmen nun das Bild und ein kühler Wind weht. Von nun an, fahren wir Stunden bergab. Kurve um Kurve, mit einer Aussicht, die einem den Atem raubt. Es ist bereits ziemlich spät, als wir Richtung Taroudant fahren. Die Sonne taucht alles in goldenes Licht und erschwert so die Sicht erheblich. Velofahrer, Fussgänger und Autos sind nur als Silhouetten wahrnehmbar und ich fahre wie auf Eiern. Die anderen Verkehrsteilnehmer scheint dies jedoch nicht an ihrem Tempo zu hindern. So erreichen wir Taroudant verschwitzt und müde. Said zeigt uns ein Zimmer und wir willigen ein, obwohl es nicht gerade ein Schmuckstück ist. Jetzt muss Essen her! Doch wir sollen uns noch ein wenig gedulden müssen... Der Weg in die Stadt zieht sich, ist aber auch interessant. Viele Marktstände, kleine Buden die Eier, tote und lebende Hühner verkaufen und Kaffees die ausschliesslich von Männern besucht werden. Wir sind weit und breit die einzigen Touristen und so ziehen wir Interesse auf uns. Kurz später befinden wir uns in einem Einheimischen-Restaurant und warten auf unsere Tajine, die ein "Helfer" bestellt hat. Es ist eine der günstigsten und sie schmeckt gut! Wir haben noch keine Lust auf unser Zimmer und gönnen uns deshalb einen "Thé à la menthe" sowie "orange à la canelle". Ein Taxi bringt uns schliesslich zurück und ein weiterer ereignisreicher Tag endet.
|