30. Juli 2009 16:36

Mongolei

Naadam Fest


Tag 1, 11. Juli 2009

Nach einer muehsamen Zugfahrt, die insbesondere aus Stehen an der russischen Grenze (8 Stunden...) bestand kamen wir am 11. Juli in Ulan Bator an. Dort wurden wir bereits von einem Mann mit Schild, auf dem "Mrs. Mehmann" stand, erwartet. Er brachte uns zu unserer Gastfamilie und nach Tee und ein paar Worten legten wir uns noch etwas aufs Ohr, schliesslich war es erst 6 Uhr morgens.

So, nun aber ab in die Stadt und vor allem ans Naadam-Fest! In der Mongolei heisst es: "Wenn der Staub der Rennpferde die Goetterwelt erreicht, herrscht in der Menschenwelt Friede, Glueck und Wohlstand." Diesen Ausspruch kann jeder nachvollziehen, welcher die spezielle Atmosphaere waehrend des Festes einmal miterlebt hat. Wir sind gluecklich diese Erfahrung gemacht zu haben. Naadam-Feste finden waehrend des ganzen Jahres ueberall in der Mongolei statt. Dabei gibt es Wettbewerbe in den Disziplinen Ringen, Bogenschiessen und Pferderennen, sie sind aber stets auch Volksfester, welche die Mongolen mit der ganzen Familie besuchen. In Ulan Bator findet Naadam jedes Jahr am Nationalfeiertag statt und es ist mit Abstand das groesste seiner Art.

Zu Fuss folgten wir der unendlich langen Menschen- und Autokolonnen, bis wir schliesslich beim Festgelaende ankamen. Hier erwartete uns ein riesiges Tohouwahou aus Menschen, Markt- und Essensstaenden. Der Anblick ueberwaeltigte uns total, wir wussten nicht wohin wir schauen sollen, alles erschien uns spannend, noch nicht gesehen und farbig. So setzten wir uns erst einmal und beschlossen ins Stadion zu gehen um den Ringern zuzuschauen.



Die Ringer boten dabei einen ziemlich ungewohnten Anblick, in ihren knappen Hosen, den traditionellen Stiefeln und dem engem Bolerojaeckchen, vor allem die etwas beleibteren unter ihnen...Anfangs war es schwierig den Ueberblick zu behalten und die Regeln nachzuvollziehen, doch mit der Zeit erkannten wir um was es ging: Es finden gleichzeitig mehrere Kaempfe statt, Gewichtsklassen gibt es nicht und es wird nach dem KO-System gekaempft. Wer als erster den Boden mit einem anderen Koerperteil als den Handflaechen oder den Fuessen beruehrt, hat verloren. Dem Sieger wird ein mongolischer Hut aufgesetzt, und der Verlierer schluepft unter den ausgestreckten Armen des Siegers hindurch. Gekaempft wird um eine Siegespraemie, aber auch um einen Titel.

Interessiert schauten wir den teils spannenden Zweikaempfen zu, liessen uns aber auch von den anderen Zuschauern ablenken. Insbesondere ein kleiner Junge, in mongolischer Kleidung erhielt meine volle Aufmerksamkeit!
Dann stuerzten wir uns erneut ins Gewuehl, viele lachende Gesichter empfingen uns und insbesondere die staunenden Kinderaugen beruehrten unsere Herzen. Es schien als sei heute die ganze Mongolei unterwegs, vom Baby bis zum Greis, alle in farbige, wunderschoene Kleidung gehuellt. Alle erdenklichen Souvenirs wechselten den Besitzer und an den Essenstaenden wurde eifrig gegessen. Auch wir probierten ein "Buuz", eine mit Lammfleisch gefuellte Teigtasche. Als wir hinein bissen tropfte uns das Fett auf die Finger. Hmm, nicht gerade unser Geschmack...

Schon von weitem war die Arena der Bogenschuetzen zu sehen. Beim Bogenschiessen geht es darum, faustgrosse, zylindrische Ziele aus Leder zu treffen, welche bei den Frauen 60 Meter und bei den Maennern 75 Meter vom Schuetzen entfernt stehen. Angetreten wird Einzeln oder in Gruppen und nicht selten sind die aelteren Teilnehmer die erfolgreicheren. Waehrend des Wettkampfes stimmen die Kampfrichter, die bei den Zielen stehen, verschiedene Gesaenge an. Mit den Liedern forden sie die Schuetzen auf, den Pfeil ins Ziel zu schicken, lobpreisen einen guten Schuss oder bedauern, wenn der Pfeil sein Ziel verfehlt hat.
Wir liessen uns von den Lauten einlullen, staunten ueber die gute Treffsicherheit und erkannten mit der Zeit, dass jeder Teilnehmer seine ganz eigene Technik hat. Ein schoener Anblick boten die praechtigen Gewaender und gewisse Maenner erschienen uns wie stolze Krieger aus frueheren Zeiten. Dies regte uns zu genauem Beobachten und viel fotografieren an.

Gegen Abend spielte das Wetter dann nicht mehr mit und die Festwiese verwandelte sich in ein Schlachtfeld. Gesaettigt mit unzaehligen, neuen Eindruecken und reich an neuen Erfahrungen kehrten wir muede, aber gluecklich zurueck.



Tag 2, 12. Juli 2009

Am zweiten Tag des Naadam findet traditionell das Pferderennen statt. Da dieses etwas ausserhalb von Ulan Bator abghalten wird, buchten wir eine Tour, inkl. Mittagessen. Zum Glueck starten wir sehr frueh, denn wir waren nicht die einzigen, die dahin wollten. Auf den Strassen herrschte ein heilloses Durcheinander und alle fuhren wie es ihnen gerade passte! Wir parkierten auf einem der unzaehligen Parkwiesen und liefen voller Erwartungen zur Rennstrecke. Schnell merkten wir jedoch, dass wir uns noch gedulden muessen.



Der Start befindet sich rund 30 Kilometer weit weg und die Teilnehmer machten sich gerade sehr sehr langsam auf den Weg dorthin, schliesslich mussten die Pferde geschohnt werden. Wir suchten uns einen optimalen Platz entlang der Rennstrecke und staunten nicht schlecht, als wir das Paar aus Barcelona, welches wir in Port Baikal kennengelernt haben, antrafen. Neuigkeiten wurden ausgetauscht und Tipps weitergegeben.
Die Plaetze entlang der Rennstrecke, insbesondere beim Ziel wurden immer begehrter und die zahlreichen Polizisten schauten, dass nicht gedraengelt wurde. Vorerst war aber alles noch ruhig und die meisten Familien liessen sich nicht von ihrem Picknick abbringen und auch Drachen wurden eifrig steigen gelassen.

Wir wollten jedoch in der ersten Reihe stehen und uebten uns in Geduld. Ploetzlich standen alle auf, es wurde wild gedraengelt und Feldstecher machten die Runde. Trotzdem war weit und breit nichts zu sehen und die Aufregung stellte sich als Fehlalarm heraus. Kurze Zeit spaeter war jedoch ein Knistern in der Luft wahrnehmbar und die Spannung schien greiffbar und tatsaechlich, am Horizont konnte man Staubwolken und kleine Punkte wahrnehmen, welche langsam naeher kamen. Die Anfeuerungsrufe wurden immer lauter und schliesslich rannte die erste Gruppe Pferde an uns vorbei. Die kleinen Reiter (5-12 Jahre)feuerten ihre Pferde lautstark an und sangen Loblieder, aber auch Peitschen kamen zum Einsatz. Bis die ersten vorbei waren dauerte es nur Sekunden, nach hinten zog sich das Feld aber fast ins Unendliche. Dabei kam es zu lustigen Szenen, Pferde die stehen blieben und ploetzlich zu einem Endspurt ansetzten. Aber auch Trauriges spielte sich vor unseren Augen ab, Pferde die ohne Reiter ins Ziel kamen beispielsweise. Ein Pferd brach gar zusammen und stand nicht mehr auf...

Wir schauten dem Treiben noch etwas zu und machten uns unsere Gedanken. Ein hoher Preis, welcher bezahlt wird, nur zur Unterhaltung der Menschen. Trotzdem ist eine gute Platzierung am Naadam-Fest der stolz eines jeden Pferdezuechters, und sie foerdert sein Einkommen... Dass die Absolventen des Naadam verehrt werden, konnten wir am Schluss des Rennens beobachten: die Reiter trieben ihre Pferde in die Zuschauer und diese kannten kein Halten mehr! Sie versuchten sich den Schweiss des Pferdes an die Stirn zu streichen. Dabei kam es zum Gerangel und die Polizisten, welche ebenso versuchten etwas abzubekommen, setzten ihre Elektroschock-Taschenlampen ein...
Bereits wurde mit ersten Aufraeumarbeiten begonnen und wir begaben uns zu unserem Lunchplatz, von dem wir das ganze Geschehen ueberblicken konnten. Unser Essen, Khorkhog, war bereit und wartete darauf von uns verspiesen zu werden. Khorkhog ist eine typisch mongolische Speise, dabei werden Hammelfleisch, Kartoffeln und Gemuese in eine verschliessbare Kanne mit zuvor erhitzten Steinen geschichtet. So werden die Zutaten gleichmaessig gegart und das fertige Fleisch ist wuerzig. Aber wer einmal in der Mongolei war weiss, Lamm ist nich gleich Lamm...

Nach dieser kulinarischen Erfahrung stellten wir uns abermals in den Stau und kamen Stunden spaeter in UB an.





Hallo BeST. Es lohnt sich unbedingt hinzufahren, auch zum Fotografieren! Du musst dich nirgends anmelden und es gibt keine Probleme. Bogenschiessen und Ringen finden in Ulan Bator statt, du brauchst ein Eintrittsticket, das du überall erstehen kannst. Die Pferderennen sind ein wenig ausserhalb der Hauptstadt. Verschiedene Unternehmen bieten einen Tagesausflug inkl. Eintritt und Mittagessen an. Es ist aber auch möglich die Fahrt per Bus selber zu organisieren.Hatten nie Probleme mit der Bevölkerung, im Gegenteil, die Mongolen sind sehr gastfreundlich. Einzig um betrunkene Männergruppen ist ein Bogen zu machen.Falls du hinfahren willst, buche rechtzeitig eine Unterkunft. Melde dich, falls du noch mehr Infos brauchst.Grüsse
      
Hey Leute, ich würde gerne mehr vom Naadam-Fest wissen. Wie ist es dort gezielt zum Fotografieren hinzufahren? Geht das problemlos? Muss man sich da wo anmelden oder ist das eher unerwünscht? Irgendwie gibts nicht gerade viel Infos zu der Veranstaltung. Hattet ihr Probleme mit der Bevölkerung dort?