Mit dem Bus wollen wir Hoi An verlassen. Um 10 Uhr morgens ist jedoch weit und breit kein Bus zu sehen, um halb elf braust ein Auto heran und bedeutet uns einzusteigen. Den spaerlichen Platz teilen wir uns mit zwei beleibten Englaendern und wissen nicht wo unser Fahrer uns hinbringt... Irgendwo im Nirgendwo, aber am Highway Number 1 werden wir dann ausgeladen. Wir setzen uns auf die angebotenen Plastikstuehle und warten ab, was weiter passiert. Wenn wir auf unserer Reise etwas gelernt haben, dann Gelassenheit. Tatsaechlich faehrt minutenspaeter ein Reisebus vor und wir steigen mit Sack und Pack ein. Ausser uns hat es keine anderen Touristen und wir stehen dementsprechend im Mittelpunkt.
Nach einem Massenmittagessen, auf das wir gerne verzichtet haben und einer kurzen Unterhaltung mit einer jungen Vietnamesin geht die Fahrt weiter. Immer wieder erhaschen wir Blicke in den Alltag der Bevoelkerung, ihr Leben scheint sich mehrheitlich um und an der Strasse abzuspielen, was uns wundert. Im Bus ergeben sich spontane, froehliche Gespraechsrunden und wir geniessen das Gefuehl des Unterwegssein. Die Reise fuehrt uns durch gruene Natur und ein kleines Dorf reiht sich ans andere. Bereits wird es dunkel und eigentlich muessten wir bald da sein... Als zwei der letzten werden wir in die dunkle Nacht entlassen, wieder einmal warten wir am Strassenrand und wieder einmal sind wir ueberrascht als uns ein Minibus einsammelt. Eng zusammengepfercht werden wir zu Barbara`s Kiwi Connection gefahren und obwohl wir stets versuchen keine Erwartungen zu haben, sind wir enttaeuscht. Wir haben uns eine kleine, einfache Unterkunft an einem schoenen, einsamen Strand vorgestellt. Stattdessen stehen wir nun vor einem gesichtslosen Reihenhaus, welches von einer vielbefahrenen Strasse vom Strand getrennt ist. Und unter einem "schoenen" Strand verstehen wir etwas anderes, das sehen wir sogar in der Dunkelheit der Nacht... Wir beziehen unser langweiliges Zimmer und versuchen den Kopf nicht haengen zu lassen. Ein gutes Essen und das Prasseln des Regens bringen uns auf andere Gedanken, bereits schmieden wir Stranderkundungs-Plaene fuer morgen. Um Daeumchen zu drehen haben wir keine Zeit!
Der naechste Tag ist nass und grau. Unsere Plaene koennen wir somit begraben... An diesem Badeort laesst sich bei schlechtem Wetter wenig unternehmen. Wir lassen uns deshalb ein ausgiebiges Fruehstueck, inkl. selbstgbackenem Vollkornbrot schmecken und erkunden dann Strandpromenade und die "Stadt". Hier verirren sich selten Touristen hin, was sich an den erstaunten Blicken und den vielen "Hello-Rufen" erkennen laesst. Spaeter vertreiben wir uns die Zeit im Internet und als wir das Lokal verlassen, muessen wir durch ueberflutete Strassen waten. Der Regen hat ebensowenig wie der Wind nachgelassen und unser Spatziergang dem Meer entlang wird eine stuermische Angelegenheit. Die Fischer lassen sich jedoch auch bei diesem Wetter nicht verscheuchen und gehen wie gewohnt ihren Arbeiten nach, stolz praesentieren sie uns ihre Faenge.
Ein weiteres gutes Nachtessen bei Barbara und ein paar Runden "Tschau-Sepp" mit Andy als Gewinner beenden den Tag.
Busfahrt Qui Nhon nach Kon Tum
Der Taifun Ketsana ist im Ansturm, doch wir wissen von nichts und denken uns nichts weiter dabei, als es auch heute wie aus Kuebeln schuettet und orkanartige Winde wehen. Barbara hat auch keine Informationen und so fahren wir wie geplant zum Busbahnhof. Tickets sind schnell gekauft und unser Gepaeck wird vom Fahrer in den Minibus verfrachtet. Die naechste halbe Stunde fahren wir durch die Stadt, ein Mann, dessen Aufgabe darin besteht Mitfahrer zu finden, springt immer wieder ab und ueberredet potentielle Kunden mit uns mitzufahren. Genossen wir anfangs eine gewisse Beinfreiheit, so ist jetzt definitiv fertig damit, der Platz wird bis auf den letzten Zentimeter ausgelastet. Endlich fahren wir aus der Stadt. Sogleich werden uns Auswirkungen des Sturms vor Augen gefuehrt, das Ausmass laesst sich allerdings noch nicht erahnen. Unzaehlige Baeume liegen entwurzelt auf der Strasse und unser Minibus muss sich regelrecht hindurch schlaegeln. Groessere Busse haben da weniger Glueck und muessen stundenlang warten, bis die Einwohner die Strassen einigermassen freigeraeumt haben.
Unsere Reise fuehrt uns weiter an Sturmschaeden vorbei, eingefallene Huetten, unzaehlige umgestuerzte Baume, eingeknickte Strommasten, zerrissene Blachen. Noch immer tobt der Sturm und unsere Fahrer scheint ihm davonfahren zu wollen. Uns wird mulmig zumute, wenn wir das gewusst haetten... Nicht zur Beruhigung tragen die Menschen bei, die des Windes wegen, ihre Motorroller auf die Strasse gelegt haben und sich nun krampfhaft an einer Sitzbank der Bushaltestelle festzuhalten versuchen. Bestuerzt sehen wir, wie ein alter Mann vom Wind zu Fall gebracht wird...
Wir nehmen noch mehr Passagiere auf und es wird richtig eng, sogar der spaerlich vorhandene Platz im schmalen Kofferraum wird ausgenutzt. Unser kleiner Bus schaukelt durch die Landschaft, die Windboehen werfen uns fast aus der Bahn, der Regen peitscht gegen die Scheiben und im Bus entseht ein Gemeinschaftsgefuehl, nach dem Motto: "Da muessen wir durch!" Die Berge kommen immer naeher und mit ihnen laesst die Staerke des Windes etwas nach. Endlich koennen wir die Schoenheit der Landschaft wahrnehmen. Nach 4 Stunden ereignisreicher Fahrt erreichen wir Kon Tum (wir haben Glueck, nur Stunden spaeter wird die Bruecke, die in die Stadt fuehrt, geschlossen...).
Kon Tum
Bei stroemendem Regen suchen wir mit Gepaeck und Regenschirmen unsere Unterkunft und finden sie dank Andy`s Orientierungssinn promt. Nach dem Inspizieren des Zimmers machen wir uns auf Restaurantsuche. Dabei erhalten wir einen ersten Eindruck dieser Kleinstadt und waten, wiederum bei stroemendem Regen, druch knietiefes Wasser, ausserdem fallen uns die diversen Kirchen auf. Eine verregnete, nicht eben gluecklich aussehende Hochzeitsgesellschaft ueberlaesst uns ihr Restaurant.
Auf dem Rueckweg laesst uns der Bummel ueber einen Markt erschaudern, an mehreren Staenden wird Hundefleisch zum Kauf angeboten und der ausgestellte Kopf mit den sichtbaren Zaehnen ist furchteinfloessend.
Am Abend in der Beiz sehen wir dann gemeinsam mit unseren Gastgebern fern, dabei wird uns das Ausmass des Sturmes bewusst. Ueberall Tod und Zerstoerung, alleine in Kon Tum starben 14 Menschen, da sie ihre Haeuser nicht rechtzeitig verlassen konnten. Wir sind betroffen.
Wir koennen kaum glauben, dass uns der neue Tag mit Sonnenschein empfaengt und sich die Regenwolken verzogen haben! Sofort machen wir uns auf ins Eva Cafe, welches von einem Kuenstler und seiner Familie gefuehrt wird. Von den grauen Strassen treten wir ein, in ein ueppiges, gruenes Paradies. Wir nehmen Platz auf dem Balkon eines Baumhauses und lassen den Blick in den darunterliegenden Garten schweiffen. Ueberall lassen sich Kunstwerke aus Holz und Metall erkennen, die Teil der Natur geworden sind.
Die Menu Auswahl ist heute, des andauernden Stromausfalls wegen, etwas eingeschraenkt, doch mit der Hilfe einer englischsprechenden Vietnamesin vom Tisch nebenan klappt die Bestellung. Wir beginnen eine Unterhaltung und werden sogleich mit Muffins beschenkt, welche wir gerne annehmen. Beim Essen gesellt sich dann An, der Kuenstler und Inhaber des Cafes, zu uns. Er erweist sich als angenehmer Gespraechspartner, der viel zu erzaehlen weiss, ueber ein enormes Wissen verfuegen muss und sich auch nicht scheut Privates zu erzaehlen. Die Zeit verfliegt. An macht uns das Angebot, uns seinen Roller auszuleihen um die Umgebung zu erkunden. Wir nehmen dankend an und er zeichnet uns kurzerhand eine Karte mit allem Sehenswerten.
Wieder brausen wir durch die Gegend und verlassen die uebersichtliche Kleinstadt. Weit kommen wir jedoch nicht, nur wenig ausserhalb steht sowohl Wasser, als auch brauner Schlamm in den Haeusern. Alle sind mit Aufraeumarbeiten beschaeftigt und wir fuehlen uns als Eindringlinge. Etwas weiter wird unsere Fahrt dann abrupt beendet, ein Fluss verhindert das Weiterkommen. Geschaeftstuechtige Buben bieten jedoch schwimmbare Untersaetze zur Ueberfahrt an :) Wir verzichten, da es nicht unser Roller ist, stattdessen fahren wir in die entgegengesetzte Richtung.
In den kleinen Doerfer ist das Leben sehr laendlich und die Armut ueberall sicht- und spuerbar. Unzaehlige Kinder tummeln sich in den Strassen, die aelteren hueten Vieh und passen auf ihre Geschwister auf. Frauen treffen sich zum Schwatz auf dem Dorfplatz beim Rong-Haus (grosses Haus mit keilfoermigem Dach, das als Versammlungsraum gebraucht wird), Ochsenkarren trotten an uns vorbei, Huehner wuehlen im Dreck. Die Landschaft um uns ist atemberaubend, doch auch hier verhindert ein schlammiger Fluss die Durchfahrt. Wir kehren um und verbringen die restliche Zeit mit An. Unzaehlige der guten Eiscafes werden getrunken und die Gespraeche drehen sich um "Gott und die Welt".
Es ist bereits dunkel, als wir uns um eine schoene Begegnung reicher, verabschieden. In der stockdunklen Nacht laufen wir nach Hause, der Stromausfall haelt noch immer an und die Menschen behelfen sich einzig mit Kerzen.
Busfahrt nach Plei Ku. Flug nach Sai Gon.
Vietnam gefaellt uns so gut, dass wir etwas die Zeit vergessen haben! Um unsere Visum zu verlaengern, haben wir nur noch wenige Tage Zeit, wir haben uns deshalb dazu entschlossen nach Sai Gon zu fliegen. Mit 50 Franken ist man dabei. Der Weg zum Flughafen in Plei Ku hat`s jedoch in sich! Als erstes frueh aufstehen, dann mit dem Rollertaxi zur Bushaltestelle, dann den Menschen nicht glauben, die uns sagen, dass hier kein Bus nach Plei Ku faehrt, sie uns jedoch zur richtigen Bushaltestelle bringen koennen, Platz in einem alten Minibus nehmen, wiederum durch die ganze Stadt brausen und Fahrgaeste suchen, diese einladen bis KEIN Platz mehr frei ist, in Plei Ku den richtigen Ort finden um auszusteigen, das dem Fahrer, der kein Englisch versteht beibringen, sich dann beim Aussteigen einen Weg druch die wartene Meute aus Taxifahrern schlagen, ins Taxi einsteigen und sich nicht abzocken lassen. Puhhh!
Uns empfaengt der kleinste Flughafen, den wir je gesehen haben. Noch koennen wir nicht einchecken und so heisst es warten, warten, warten. Ohne grosses Aufsehen verzoegert sich der Abflug um eine weitere Stunde und wiederum warten wir. Dann duerfen wir unser Gepaeck einchecken und los gehts. Nach Sai Gon!
Hoi Papi. Ja, mittlerweile sind wir auch ganz wassererprobt! Eine Pellerine aus Plastik und dann geht das:) Mehr Spass machts aber definitiv bei Sonnenschein und abgesehen von diesen Stuermen hatten wir den Wettergott bisher auf unserer Seite! Nach ein paar Tagen Nichtstun an einem wunderschoenen Strand auf der Insel Phu Quoc, ueberqueren wir nun sogleich die Grenze nach Kambodscha, freuen uns sehr auf ein neues Land. Schoen, dass es euch allen gut geht, auch ihr erlebt zurzeit ja viel Aufregendes! Gute Besserung an die zwei Verletzten. Vielen Dank fuer das Kompliment, weiss nicht ob die Berichte gut genug sind...Vielleicht frage ich mal, kostet ja nichts. Wuensche dir/euch eine gute Zeit. Alles liebe
Hallo ihr Weltenbummler ich hoffe Ihr seid nun auch wassererprobte Rollerfahrer und seid ohne Wasserschäden durch die orakanartigen Wetterkapriolen durchgekommen. Hoffentlich habt Ihr noch keine Schwimmhäute - das Wetter spielte ja leider nicht immer mit. In der Schweiz ist das spätsommerliche Wetter am vergangenen Mittwoch zu Ende gegangen. Mit einm Bad im Vierwaldstättersee haben wir die Saison beendet. Ich habe den Eindruck, dass es in Vietnam sehr viel Geduld für alles braucht. Ihr habe das sehr schön beschrieben. Der Bericht ist spannend und sehr eindrücklich. Die Verwüstungen sind auch in Europa kommuniziert worden. Bei uns läuft's wie immer, wir sind froh, dass es keine grossen Wetterkapriolen gibt. Allerdings steht der Winter vor der Tür. Yves geht nächste Woche nach La R eunion und nimmt an einem Rennen quer über die Insel teil. Auf ihn warten 150km Renndistanz und 9000 m Steigung. Er wird sicher eine unvergessliche Grenzerfahrung machen. Kathrin hat nächste Woche Herbstferien. Uns geht es allen gut. Toni ist mit dem Roller gestürzt und hat sich ein paar Rippen gequestscht. Madeleine hat sich den Rücken blockiert. Aber sonst ist alles bestens. Wir freuen uns auf den nächsten Bericht - habt ihr Euch schon einmal überlegt Euere Reisebericht der Sonntagszeitung oder der NZZ am Sonntag zur Verfügung zu stellen. Eure Berichte sind so attraktiv, da müsste sich doch etwas machen lassen. Gänd sorg und gnüssed's. Alles Liebi Papi Mehmann